Dr.Gabriele Uelsberg Direktorin des LRV Landesmuseum Bonn
Christoph Schada
Wilfried Schneider
Frau Dr. Willer Referentin (v.R.)für Provinzialrömische
Archäologie
LVR-LandesMuseum Bonn mit Assistentin
Petra Torand / Dr.Gabriele Uelsberg / Christoph Schada
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde im Bereich der
städtischen Ringofenziegelei in Lengsdorf ein römischer
Fassbrunnen freigelegt.
Der Brunnen sowie weitere Funde – vor allem Alltagsgegenstände –
weisen darauf hin, dass sich dort in römischer Zeit eine Hofanlage,
eine „Villa rustica“, befunden haben könnte. Im Umland von Bonn
gab es viele solcher landwirtschaftlichen Betriebe, die für die
Versorgung der in Bonn stationierten Legionstruppen notwendig
waren.
Die leider nicht vollständig erhaltene Terrakotte einer sitzenden Göttin
mit Beifigur stand vielleicht in einem kleinen Hausheiligtum der Villa
rustica, in dem die Schutzgottheiten der Familie und des Hofes
verehrt wurden. Mit ihrer einheimischen ubischen Tracht - dem vor
der Brust mit einer Fibel geschlossenem Mantel und der zu
ergänzenden Haube auf dem Kopf - sowie dem Fruchtkorb auf ihrem
Schoß ähnelt die Figur den Darstellungen der Matronen auf den
römischen Weihaltären im Rheinland.
.
Die Römer in Lengsdorf
Am 28 11.2012 übergab als Leihgabe des Rheinisches Landes-Museum für
Archäologie, Dr.Gabriele Uelsberg und Dr. Susanne Willer
Fundstücke aus der Römerzeit ,die in Lengsdorf bei Bauarbeiten gefunden
wurden,an das Heimatmuseum in Bonn Lengsdorf
Graburne, Ende 1./Anfang 2.Jahrhundert
Das Tongefäß diente zur Aufnahme der Asche eines
Verstorbenen. In die Wandung des Gefäßes wurde
absichtlich ein Loch geschlagen. Unklar ist, ob es
sich um ein sogenanntes Seelenloch handelt, das der
Seele des Verstorbenen ungehinderten Zugang zur
Unterwelt sichern sollte, oder man mit der Lochung
einfach nur das Gefäß zum Schutz vor Grabraub
unbrauchbar machen wollte.
Zwei Tongewichte von einem Webstuhl, 1.-3.
Jahrhundert
Amphorenhenkel, 2. Jahrhundert
Amphoren (vom griechischen amphi = auf beiden Seiten und pherein = tragen) waren Transportgefäße
für flüssige Waren aller Art. Als Einweg-Verpackungen wurden sie entsorgt, wenn man sie geleert hatte.
Der Henkel gehörte zu einer dickbauchigen Amphore, mit der Olivenöl aus Südspanien importiert
wurde.
Fragment eines Terra Sigillata Tellers mit Herstellerstempel „MEDIATUSF“, Ende
1./Anfang 2. Jahrhundert
Fragment einer Bilderschüssel, 2. Jahrhundert
Neben einfachem Gebrauchsgeschirr gab es feine, dünnwandige Tongefäße mit glatter oder reliefierter
Oberfläche. Dazu gehört auch die Terra Sigillata, „gestempelte Erde“, benannt nach den eingepressten
Töpfermarken im Inneren der Gefäße, mit ihrem auffälligen, rot glänzenden Überzug. Sie fand bei Tisch
als Speise- ,Trink- oder Serviergeschirr Verwendung.
Fragment einer Reibschüssel, 2./3. Jahrhundert
Reibschüsseln, Mortarien, dienten zum Zerstoßen von Gewürzen oder Kräutern. Die Innenseiten der
Schüsseln wurden vor dem Brennen durch Einstreuen von Quarzsand, Kalkstein oder Ziegelbröckchen
rau gemacht. Mithilfe eines Stößels aus Holz oder Ton konnten darin die Zutaten zermahlen und
vermischt werden. . Oft haben diese Schüsseln einen Ausguss zum leichteren Ausschütten des
Gemahlenen. Für die Zubereitung römischer Speisen waren Reibschalen unerlässlich. Sie sind damit bei
uns auch ein typisches Spiegelbild der Romanisierung.
Der Lengsdorfer Wilfried Schneider suchte eigentlich bei der Stelle für Boden- und Denkmalpflege
des LVR Landesmuseum nach alten Fotos für die Herstellung eines Lengsdorf-Kalenders. Dabei stieß
er auf Landkarten mit Ausgrabungsfunden in der Gemarkung Lengsdorf, die 1933 im Bereich der
ehemaligen Lengsdorfer Ziegelei, heute „Im Eilig“ und „Auf der Kaiserfuhr“, durchgeführt wurde.
Anhand der Inventarnummern stellte sich heraus, dass die Funde, darunter „Terrakotta einer
sitzenden Matrone mit Kind“ in Meckenheim lagerten. Die Matrone und weitere Fundstücke aus dem
römischen Fassbrunnen stellte das LVR Landesmuseum nun für zunächst zwei Jahre dem Heimat
und Verschönerungsverein für sein Heimatmuseum in der Lengsdorfer Hauptstraße 16 zur
Verfügung. Nun wurden die Fundstücke im Rahmen einer kleinen Feierstunde Übergeben.